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Gruff Rhys: Babelsberg (Albumkritik)

 

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Gruff Rhys: Babelsberg (Rough Trade)

 

 

Vielleicht haben Gruff Rhys und seine Karriere unter seinem Ruf als einer de Exzentriker des Pop gelitten. Seine Band Super Furry Animals war immer gewillt zu verblüffen, und seine Solokarriere – dies ist sein fünftes Album, dazu schrieb er auch noch den Set Fire to the Stars Soundtrack – erscheint mehr von Launen diktiert zu sein als von Voraussicht. Das bedeutet, dass seine Liebe zur Melodie mitunter von originellen Einfällen in den Schatten gestellt wird: Verdammt, ihr werdet nie erraten, was er jetzt schon wieder gemacht hat!

 

Es ist also verständlich, wenn man an Babelsberg mit gewissen Vorbehalten herangeht, vor allem wen man bedenkt, dass im Promotion-Papierkram so poptastische Phrasen wie “state-sponsored murder”, “numbing helplessness” und “I was working on an opera about a post-apocalyptic Wales” vorkommen.

 

Diese Stimmung der Verzweiflung lässt sich anhand der Musik nicht einmal erahnen. Das BBC National Orchestra of Wales lässt das Ganze wie den opulentesten MOR der frühen 70er klingen, und „Frontier Man“ könnte – zumindest musikalisch – einer von Jimmy Webbs Songs für Glen Campbell sein, bis hin zu dem kleinen Schluckauf in den Drums vor dem ersten Refrain, direkt aus „Galveston“ übernommen.

 

Aber dies ist nicht das Grenzland der Songs von Webb, wo Männer harte Lektionen über sich selbst lernten, während sie Telefonkabel verlegten oder in Kriegen kämpften, sondern es sind die äußeren Ränder männlicher Einbildung, wo man nur eines lernt: Entitlement (eingebildetes Anrecht). Je mehr man von diesem Album hört, desto mehr erkennt man, wie wesentlich die Orchesterarrangements sind: wie im Fall von Loves Forever Changes, an dessen Sound Babelsberg mitunter erinnert, wären Songs wie „The Club“ und „Oh Dear!“ ohne die orchestralen Ausschmückungen, die ihnen erlauben, sich weit über ihre Fundamente zu erheben, nur solider, aber wenig bemerkenswerter Beat Pop im Stil der 60er. Aber natürlich besteht Rhys' Talent nicht zuletzt darin, dass er über die Vorstellungskraft und Kreativität verfügt, diese eher unbedeutenden Songs mit aufwändigen Orchesterarrangements – 72 Musiker! - zu versehen, um sie zu kleinen Kunstwerken zu erheben.

 

Wenn Babelsberg Schwächen hat, dann sind es einige der Texte, in denen die Stimmung von Angst und Verzweiflung vage und kaum ausgeformt und vor allem zu diffus ist, um wirkungsvoll zu sein – es ist eher ein Album der Eindrücke und Ahnungen als spezifischer Momente und Gefühle. Wenn Rhys dann doch einmal spezifisch wird, sind die Worte plötzlich sehr treffend, etwa auf „Same Old Song“, wo Rhys schildert, wie “coughing blood on an American tour / Left me bewildered / concerned for my future”. Und wie schon bei Forever Changes fragt man sich auch hier, ob ein Album, das so deprimierende Tendenzen hat, beim Hören so viel Vergnügen bereiten sollte.

 

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