Auf den ersten Blick könnte man Chaka Khans erstes Album seit 12 Jahren für einen weiteren Versuch eines gerade sehr gefragten Produzenten (in diesem Fall das frühere Major Lazer Mitglied Switch , zusammen mit Songwriter/Producer Sarah Ruba) halten, eine Genregrenzen sprengende Legende in den aktuell gefragten Sound zu zerren. Doch im Unterschied zu den Michael-Jackson-Remixes von Will.I.Am oder dem wenig überzeugenden, wenn nicht gar katastrophalen 2015 erschienenen Déjà Vu, für das Giorgio Moroder mit externen Produzenten zusammenarbeitete, denen er erlaubte, seinen typischen Europop zu modernisieren und zu verfälschen, ist das nur sieben Tracks umfassende Hello Happiness eine liebevolle Hommage an Khans Funk- und Disco-Glanzzeit, die nur mit den modernsten Produktionstechniken ausgeschmückt wird.
Dieses Album erscheint zu einem interessanten Zeitpunkt in Khans Karriere. Nachdem ihr guter Freund Prince im April 2016 viel zu jung verstorben war, begab sich Kahn gemeinsam mit ihrer Schwester in eine Entzugsklinik, um sich wegen ihrer Abhängigkeit von Schmerzmitteln behandeln zu lassen; sie meinte damals, dass sie “knew it was time to take action to save our lives”. Dieses Gefühl von Klarheit durchdringt den Titeltrack des neuen Albums, auf dem Khan über einer elastischen Basslinie und klobigen Synthesizern freudig singt: “Music makes me say goodbye sadness, hello happiness”. Sie stolziert regelrecht um die Melodie herum, ehe sie mit einem explosionsartigen Schrei von “Wanna dance, wanna dance”, der den Song verschwitzt wirken lässt, so richtig aus sich herausgeht. Dieses Gefühl setzt sich im pulsierenden, von Disco angehauchten „Like a Lady“ fort, während der unwiderstehliche Funk der ersten Single „Like Sugar“ auf clevere Weise kleine Räume für Khans tolle Zwischenrufe schafft, die immer wieder lauter und leiser werden, als hätte sie so viel Spaß beim Tanzen, dass sie vergisst, ins Mikrophon zu singen.
Doch das Album sackt ab, wann immer die Produktion anfängt, den Star einzuengen. „Don’t Cha Know“ ist im Grunde eine Instrumentalnummer mit verschiedenen aufblitzenden Texturen, Samples von Publikumslärm und einem kreischenden zentralen Riff, der alles andere übertönt. Das ansonsten vergnügliche „Too Hot“, in dem Khan sich durch einen Text über das Stillen ihres Verlangens schnurrt, wird ständig von einem ruckelnden Synthesizer unterbrochen, der klingt, als hätte er sich von einem anderen, deutlich weniger interessanten Song kommend eingeschlichen. Doch zum Glück kehrt Hello Happiness zu dem zurück, was es am besten macht.
Das abschließende „Ladylike“ ist der ruhigste Moment des Albums, mit einem simplen Gitarrenriff und ferner Percussion, die einen Song tragen, der einen quasi im Vorbeigehen an Khans großen Einfluss auf alle großen Sängerinnen von Whitney Houston bis hin zu modernen R&B-Interpretinnen wie Ella Mai erinnert. Es endet, wie es sollte, mit Khan im Mittelpunkt.
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