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Risen 2: Dark Waters - Der Spaß und Spiele Test

 

Ein schreckliches Kampfsystem bringt dieses Schiff zum Sinken

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In einer von den Titanen verwüsteten Welt müssen Sie als Pirat getarnt eine mystische Waffe ausfindig machen. Nu mit dieser Waffe in Händen haben Sie eine Chance, sich den Titanen entgegenzustellen und den Rest der Welt, der noch übrig ist, zu retten. Auf dem Weg dahin erlernen Sie Voodoo-Zauber, müssen unzählige Schwertkämpfe bestehen und konsumieren Unmengen Bier und Rum. Nein, die Rede ist nicht von einem durchgefeierten Wochenende, sondern von Risen 2: Dark Waters, dem neuen Rollenspiel des Gothic-Entwicklers Piranha Bytes.

Risen 2 lässt Sie wieder in die feuchten Stiefel des Namenlosen Helden schlüpfen. Nach den Ereignissen des ersten Spiels sind Sie nun Mitglied der Inquisition. Ein ständig betrunkenes, eine Augenklappe tragendes Mitglied der Inquisition. Gerade als Sie denken, dass es nicht mehr schlimmer kommen könnte, erhalten Sie den Auftrag, sich als Pirat verkleidet auf die Suche nach der schon erwähnten mystischen Waffe zu begeben. Sie tun sich mit der frechen und aufreizenden Patty zusammen (die Sie vermutlich schon aus dem ersten Spiel kennen), da Sie zunächst einmal ihren Vater den Piratenkapitän Steelbeard, ausfindig machen müssen.

Visuell erweckt Risen 2 die Hohe See zum Leben. Die Inseln sind in grünes Blätterwerk getaucht, die Eingeborenen rennen mit bemalten Körpern herum und sind wild und gefährlich und die Hütten sind passenderweise mit Stroh gedeckt. Das lästige Pop-in der Blätter, das mich beim Testen der Demoversion so störte, ist nicht mehr zu bemerken. Das Spiel läuft auch auf eher durchschnittlichen Systemen problemlos und ruckelfrei.

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Leider sind bei den Charakteranimationen keine großen Verbesserungen auszumachen. Die Modelle sind in Ordnung und sehen sehr gut aus, aber die Bewegungen sind unnatürlich und die Zahl der Animationen für die einzelnen Charaktere ist arg begrenzt. Patty scheint ständig in derselben Pose dazustehen, wobei sie mit einer Hand vage in meine Richtung winkt und die andere in die Hüfte gestemmt hat, und zwar ganz unabhängig davon, worüber wir sprechen. Das macht sich, wie übrigens auch schon bei der Demoversion, in den Konversationsszenen am stärksten bemerkbar. Bewegungen und Kampfanimationen sind um einiges flüssiger.

Die Sprecher, die zu diesen Animationen zu hören sind, können brillant oder nervend sein. In Risen 2 ist die gesamte Bandbreite an Sprecherleistungen vertreten. Einige der Sprecher sind brillant und klingen genau so, wie man sich heutzutage einen Piraten vorstellt. Andere bleiben einem überhaupt nicht in Erinnerung, während einige so ärgerlich sind, dass man sie am liebsten stumm schalten würde. Es ist also fast wie im richtigen Leben! Es hat den Anschein, als würde so gut wie jeder Charakter von einem eigenen Sprecher gesprochen, was in diesem Genre wirklich selten ist. Mir sind bis jetzt jedenfalls nur zwei oder drei Figuren aufgefallen, die wie andere klingen.

Mit dem Kampfsystem von Risen 2 ist das so eine Sache. Zu Beginn reduziert sich das Kämpfen im Prinzip auf ständiges und möglichst schnelles Drücken auf den Angriffsbutton, wobei man hoffen muss, dass die schreckliche AI dafür sorgt, dass der Gegner im Kreis läuft oder einfach stehenbleibt, während man seine Gesundheit mühevoll verringert. Gleich zu Beginn werden Sie in den Dschungel geschickt, um einige Wildschweine zu erlegen, und dabei werden die Schwächen des Kampfsystems sofort offensichtlich. Wenn Sie von einem der Wildschweine getroffen werden, besteht die große Chance, dass Sie gleich darauf in einer Animation gefangen sind, die zeigt, wie Sie sich von dem Schlag erholen, was den ganzen Kampfrhythmus zerstört und zu häufigem und schnellem Ableben führt.

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Im Laufe des Spiels werden im Rahmen des klassenlosen Fortschrittsystems weitere Kampfoptionen – etwa Power Attacks (Kraftangriffe) – freigeschaltet und Ihr Inventar füllt sich mit nutzlosen, einmal verwendbaren Gegenständen, aber selbst das beste –das auf perfektem Timing basierende Abwehr/Gegenangriff-System – ist nur dann wirklich brauchbar, wenn Sie gegen einen einzelnen menschlichen Feind kämpfen. Da jeder ankommende Schaden den Spieler in eine lange Erholungsanimation schickt, wird jeder Kampf gegen eine Gruppe zum Glücksspiel, während man Angriffe von Monstern überhaupt nicht abblocken kann. Das Ausweichen ist nahezu unmöglich, da es keine Taste für „schnelles Ausweichen“ gibt und der Held sehr lange braucht, bis er auf Laufgeschwindigkeit kommt.

Die Ungeschicklichkeit des Helden während der ersten Stunden des Spiels ist verwirrend und ärgerlich. Um einfachste Handlungen ausführen zu können, müssen Sie ordentlich aufleveln und einiges an Geld in Training investieren. Das Knacken von Schlössern zum Beispiel ist erst nach etlichen Stunden möglich. Wald-und-Wiesen-Feinde machen Sie ein ums andere Mal mit Gegenangriffen fertig, ehe sie überhaupt die Möglichkeit haben, diese Fähigkeit zu erlernen. Auf einen ganzen Zweig von Fähigkeiten – Voodoomagie, die, um ganz ehrlich zu sein, größtenteils überflüssig ist – können Sie frühestens auf der dritten Insel zugreifen. Auch wenn Sie schon etliche Levels aufgestiegen sind, fallen Sie noch immer sehr leicht Krokodilen zum Opfer, aber dass man über weite Strecken vom einfachsten Rekruten oder Warzenschwein fertiggemacht werden kann, ist einfach nur traurig.

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Insgesamt ist das Thrid-Person-Kampfsystem demjenigen von The Witcher 2 nicht unähnlich. Mit der Maus steuern Sie die Kamera, mit dem linken Mausbutton greifen Sie an, mit der rechten wehren Sie ab (wenn Sie dann endlich über diese Fähigkeit verfügen). Wenn Sie weitere angriffe (etwa die Pistole) freischalten, können Sie diese jeder beliebigen Taste zuweisen. Neben dem Umstand, dass die Feinde immer zu stark sind, stört an dem Kampfsystem vor allem auch, dass es nicht ganz leicht ist, auch nur annähend festzustellen, welchen Gegner man anvisiert, wenn mehrere dicht beisammenstehen.

Da, wie schon mehrmals erwähnt, die Feinde immer viel stärker sind als Sie und über Angriffsbewegungen verfügen, die Sie nie erlernen werden, sind die Kämpfe sehr schwierig, und zwar auf eine „Speichern Sie, ehe Sie in den Kampf gehen, sonst werden Sie es bereuen“ Art, weshalb Sie jeden Bissen Nahrung und alles an Bier und Rum mitnehmen sollten, das sie auftreiben können, da Sie sich mit diesen mitteln im Kampf heilen.

Aber wenigstens verspürt man so enorme Befriedigung, wenn man einen Kampf überstanden hat.

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Der solide Rollenspiel-Anteil ist es letztlich, der Risen 2 davor bewahrt, zum Flop zu werden. Mehr echten Einfluss auf den Ausgang von Missionen und umfangreichere Interaktionen zwischen den Charakteren wären willkommen gewesen, aber die gut geschriebenen Dialoge, die wunderschöne Welt und die gelegentliche ungewöhnliche oder innovative Mission sind ausreichend, um das Spiel für alle Rollenspielfans interessant zu machen. Sich einer ganzen Kette von Bestechungen, Lügen und Drohungen zu bedienen, um eine Gelegenheit zu schaffen, einen vollgefressenen und abstoßend reichen Rumbaron auszurauben, ist toll… bis man unweigerlich einige Minuten später in den nächsten Kampf verwickelt wird und wieder die Frustration einsetzt.

Die Interaktionen mit der Welt sind auf ein Minimum beschränkt. Das Schleichen kommt kaum zum Einsatz, was gut ist, denn es scheint sich darauf zu beschränken, sich außerhalb des perfekten 180-Grad-Blickfelds der Wachen zu bewegen, wobei Geräusche, Schatten und Dunkelheit keine Rolle spielen. Die Herstellung von Gegenständen ist im Wesentlichen Zeit- und Geldverschwendung, da man für nur ein wenig mehr Geld die Gegenstände von einem Händler kaufen kann. Über die Inseln verstreute Bücher schildern komplizierte Geschichten über die angeblichen Fundorte legendärer Gegenstände… die sich allesamt in den Inventaren diverser Händler befinden und extrem teuer sind.

Die vielversprechenden Ansätze zu sehen, die zwischen den Mängeln von Risen 2 immer wieder sichtbar werden, ist schon ein wenig entmutigend. Crewmitglieder zu sammeln, hätte großen Spaß machen können, wenn sie denn mehr wären als gelegentliche Missionsziele und Ablenkungen im Kampf. Die Animationen für das Abblocken und die Gegenangriffe sind toll – in den fünf Prozent der Kämpfe, in denen man sie tatsächlich anwenden kann. Die Welt ist wunderschön, aber die Inhalte, mit denen die Spieler auf sinnvolle Weise interagieren können, sind dünn gesät. Einige Witze sind, sofern man nicht zu dünnhäutig ist, ziemlich lustig. Es dauert eine Weile, bis das Spiel richtig in Gang kommt und man einen guten Spielrhythmus gefunden hat, der leider immer wieder durch die vermaledeiten Kämpfe gebrochen wird. Ich gab mir große Mühe, Risen 2 zu mögen, aber letztlich ist es leider nur eines der vielen Spiele mit toller Prämisse, einigen interessanten Ideen und einem unverzeihlichen Anker, der das Ganze in den Abgrund zieht.

PRO: Viele Möglichkeiten zur Charaktergestaltung; tolle Grafik; herausforderndes Gameplay; interessante Geschichte.

CONTRA: Die Feinde sind über weite Strecken zu stark; das Kampfsystem ist sehr schlecht gestaltet; unnatürliche Animationen vor allem während der Gespräche; manche Witze könnten Anstoß erregen; geringer Wiederspielwert.

Abschließende Bewertung

Spiel: 6,5

Spaßfaktor: 6,0

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